Was bereitet Dir an Deinem Beruf am meisten Spaß?
Die Arbeit mit den Menschen. Spaß macht mir vor allem, wenn ich sehe, wie Menschen, die chronisch erkrankt oder pflegebedürftig sind, trotz allem ihren Lebenswillen nicht verlieren. Da ich in einer Rehabilitationsklinik arbeite, kann ich diesen Lebenswillen täglich erleben. Und der ist unabhängig davon, wie schwer die Erkrankung ist, unter der die Patient:innen leiden. Ich arbeite gerne mit Menschen und freue mich, wenn ich diese im Prozess der Rehabilitation unterstützen kann. Ich mag auch die Zusammenarbeit im multiprofessionellen Team, z. B. mit den Ärzt*innen. Gerade das Zusammenspiel zwischen den Berufsgruppen ist in einer Rehaklinik für die Genesung der Patient:innen sehr wichtig. Ich arbeite gerne im Team, aber ebenso auch gern allein und selbstständig.
Wie sieht Dein normaler Arbeitsalltag aus und wie lange arbeitest Du?
Ein normaler Arbeitstag beginnt in der Rehaklinik wie in allen üblichen Gesundheitseinrichtungen um sechs und endet bei mir um 14:12 Uhr. Es wird mit der Übergabe gestartet. So erfahre ich, ob es in der Nacht Vorfälle gab, Besonderheiten aus dem Spätdienst oder was bei den Patient:innen gewesen ist, wenn man nach einem Urlaub oder einem freien Wochenende wieder auf die Station kommt. Bevor man mit dem ersten Rundgang über die Station startet, wird der Pflegewagen vorbereitet, indem direkt alles was für die pflegerische Versorgung benötigt wird auf diesen aufgelegt wird, wie z. B. die Patientenakten, die Tabletts mit der Nüchtern-Medikation, das Diabetikertablett mit Zubehör, dem Insulin und den Clexanespritzen. Man bereitet die Infusionsgaben vor und wenn ein Patient:in parententeral ernährt wird auch die entsprechende Sondenkost. Also im ersten Rundgang schaut man als erstes nach den Patient:innen die in der Nacht oder schon davor auffällig waren, kontrolliert die Vitalparameter, z. B. Blutdruck und Temperatur, und hängt, wenn es ärztlich angeordnet ist, die entsprechenden Infusionsgaben an. Nach dem Rundgang wird mit der pflegerischen Versorgung begonnen. Manche Patient:innen unterstützt man nur beim Transfer aus dem Bett in den Stuhl oder auf dem Weg zur Toilette. Wenn bei Patient:innen Wunden zu versorgen sind, übernehmen wir auch das. Zwischendurch kommen unsere Patient:innen dann von den Therapien zurück. Dabei wird sehr darauf geachtet, zeitlich nicht in Verzug zu kommen, da die Arbeitsprozesse schon gut laufen müssen. Zwischendurch gilt es dann noch, alles sorgfältig zu dokumentieren, so dass die Kolleg:innen in der folgenden Schicht auch alles nachvollziehen können. Die von uns verantworteten Aufgaben werden mit dem Namenskürzeln abgezeichnet. Neben allen diesen komplexen Aufgaben sind wir natürlich auch für unsere Patient:innen da, wenn sie Redebedarf haben. Wir trösten, ermutigen, hören zu. Das tun wir übrigens ebenso für die Angehörigen. In der Visite sind wir dann oft das Sprachrohr oder Dolmetscher für unsere Patient:innen.
Wie erfährst Du Wertschätzung am Arbeitsplatz?
Wertschätzung bedeutet für mich, Lob für meine Arbeit zu bekommen. Ein Dankeschön zu erhalten. Aber auch der Ton, der Umgang im Team generell sollten von Wertschätzung geprägt sein. Voraussetzung dafür ist eine Kultur, in der auch offen und wertschätzend miteinander umgegangen wird. Darin unterstützen sich Kolleg:innen gegenseitig, springen füreinander ein und übernehmen z. B. »schwierige« Patient:innen. In einer solchen Teamkultur kann dann auch mit Fehlern offen und angemessen umgegangen werden, die natürlich in einem solchen System passieren.
Wie gestaltest Du Deine Freizeit?
Ich arbeite seit Oktober 2022 in Teilzeit. Daneben studiere ich. Meine Freizeit geht aktuell überwiegend für mein Studium drauf. Ich lese aber grundsätzlich gern, auch wenn ich keine Vorlesung oder Lehrveranstaltung habe. Ansonsten gilt es noch den Haushalt zu erledigen. In der verbleibenden Freizeit treffe ich mich mit meinen Freund:innen, unternehme was mit meinem Mann.
Was wünschst Du Dir für Deinen Beruf?
Für den Pflegeberuf wünsche ich mir, dass man mehr Anerkennung von außen erhält. Dass man wegkommt von diesem Denken »Ach, Du bist Pflegefachkraft. Du hast einen schweren Job. Das könnte ich nicht!« Wichtig wäre, dass man sieht, was Pflege alles kann und wie komplex auch ihre Aufgaben sind. Ich würde mir auch wünschen, dass die Kolleg:innen, die schon länger im Job sind, aufhören zu klagen. Da kommt dann so etwas wie: »Das war schon immer so, das wird sich nie ändern. Früher war das viel besser, da waren wir mehr.« Das ein Fachkräftemangel herrscht lässt sich nicht leugnen, aber das können wir zurzeit nicht ändern. Trotzdem gibt es noch schöne Momente, indem eine Schicht vollständig besetzt ist, keiner krank oder im Urlaub ist und das wichtigste ist, dass wir das Beste für die Patient:innenversorgung daraus machen. Das würde ich mir wünschen.