Wie sah Deine Ausbildung aus?
Meine Ausbildung zur Gesundheits- und Krankenpflegerin ging über drei Jahre, dabei wechselten sich Theorie- mit Praxisblöcke ab. Die Praxisblöcke fanden dann z. B. auf den verschiedenen Stationen des Lehrkrankenhauses oder auch in der ambulanten Pflege statt. Die Ausbildung endete mit dem Examen. Das bestand aus einer schriftlichen, mündlichen und praktischen Prüfung. Meine Weiterbildung zur Pflegefachkraft für außerklinische pädiatrische Beatmung beendete ich nach 3 Jahren Tätigkeit in dem Berufsfeld. Diese Weiterbildung bestand aus einem einwöchigen Theorieblock mit abschließender schriftlicher Prüfung und einem Praktikum. Aufgrund meiner Vorerfahrung in der außerklinischen Intensivpflege von mind. 12 Monaten, wurde zudem ein verkürztes Praktikum (16 h) mit festgelegten Schwerpunkten verlangt, welches ich in der Uniklinik absolvierte.
Was bereitet Dir am meisten Spaß an deinem Beruf?
Am meisten Freude bereitet es mir, mit den Kindern und Jugendlichen, die beatmet sind, in Interaktion zu sein. Ihnen Lebensqualität trotz meist (schwerster) chronischer Erkrankung zu ermöglichen, den Eltern und Angehörigen Ängste und Unsicherheiten zu nehmen – das ist genau mein Ding. Aber auch die Kombination von Medizin, Technik und Pflege finde ich spannend: Der Umgang mit intensivmedizinischen Geräten oder Notfallsituationen zu managen. Da ich die Kinder und Jugendlichen 12 Stunden am Tag begleite, bin ich Teil ihres Alltags und kann diesen mit viel Freiheit und Kreativität mitgestalten. Dabei wird auch mal viel gelacht und rumgealbert – was gibt es Schöneres als ein Kinderlachen?!
Wie sieht Dein normaler Arbeitsalltag aus?
Ich arbeite in einem ambulanten Kinderintensivpflegedienst. Meine Dienste unterteilen sich in Tag- oder Nachtdienst und gehen immer zwölf Stunden. Dafür braucht es über die ganze Zeit stetige Aufmerksamkeit bezüglich der Beatmung bzw. möglicher Alarme. Für beatmungspflichtige Kinder braucht es eben insgesamt eine sehr spezielle Form der Krankenbeobachtung. Die Beatmungsparameter dokumentieren wir daher auch im 1 bis 2 stündlichen Rhythmus. Im Tagdienst übernehmen wir dann die grundpflegerische Versorgung morgens und abends. Daneben verabreichen wir Medikamente, Nahrung und Flüssigkeit über eine Sonde. Wir unterstützen und überwachen die Ausscheidung und bilanzieren diese auch am Ende des Dienstes. Regelmäßige Inhalationen und Sekretmanagement sind bei beatmungspflichtigen Kindern und Jugendlichen auch sehr wichtig. Wir übernehmen aber auch ganz viel Alltagsgestaltung wie z. B. die Begleitung zu Therapien und Arztterminen, in die Schule oder in den Kindergarten, aber auch bei Unternehmungen mit der gesamten Familie (z. B. Spaziergänge, Tierparkbesuch). Im Nachtdienst schlafen die Kinder und ihre Familien in der Regel, während wir die Beatmung überwachen. Auch nachts müssen Medikamente verabreicht werden, Flüssigkeiten über die Sonde gegeben, die Ausscheidung unterstützt werden oder es erfolgen Inhalationen und Sekretmanagement. Wenn es etwas ruhiger ist, bereiten wir aber auch mal den Systemwechsel am Beatmungsgerät vor.
Welche typischen Interaktionen finden bei Deiner täglichen Arbeit statt?
Non-Stop Beobachtungen der Kinder oder Jugendlichen, gerade bei Kindern mit einer Beatmung hat man immer ein Ohr auf die Beatmungsgeräusche, damit alle Notfälle und sei es „nur“ eine Diskonnektion, also die Trennung vom Beatmungsschlauch, schnell auffallen. Als Pflegefachkraft bin ich eigentlich ständig in Interaktion mit den Kindern sowie deren Eltern, quasi den ganzen Tag. In dieser speziellen Art der pflegerischen Versorgung gibt es keine offizielle Pause. Bei Schulbegleitungen kommt man natürlich auch mit den Lehrer:Innen und den Mitschüler:Innen in Kontakt.
Wie erfährst Du Wertschätzung am Arbeitsplatz?
Die größte Wertschätzung ist das Lachen und die Freude der Kinder und Jugendlichen. Vor allem, wenn man spürt, dass sie dir in schwierigen Situationen vertrauen. Zu einer Patientin habe ich eine ganz besondere und intensive Bindung, das merke ich schon, sobald ich sie begrüße oder wie sie meine Hand hält. Aber auch von den Angehörigen erfährt man viel Wertschätzung und Dankbarkeit, dass man da ist und sich so liebevoll kümmert - bei den einen mehr und bei den anderen weniger.
Wie gestaltest Du Deine Freizeit?
Als ich noch Vollzeit (172h/ Monat) in der Pflege tätig war, musste ich oft private Termine absagen, um einzuspringen. Ich habe monatlich zeitweise 20 Überstunden gemacht. Da war ich manchmal einfach nur froh, mich ausruhen zu können. Ansonsten habe ich ganz klassisch immer viel mit Freund:innen unternommen. Seitdem ich eine große Terrasse habe, beschäftige ich mich gerne mit der Gestaltung und pflanze Gemüse und Kräuter an. Die Distanz zu meiner Arbeit als Pflegekraft, da ich neben dem Studium deutlich weniger arbeite, tut mir sehr gut. Ich liebe den Beruf, aber die Bedingungen haben es mir manchmal schwer gemacht, gerne zur Arbeit zu fahren.
Was wünschst Du Dir für Deinen Beruf?
Ich wünsche mir, dass Pflege in eine bessere Zukunft blickt. Sowohl für die Pflegekräfte als auch für die zu pflegenden Menschen, denn diese müssen am meisten unter den herrschenden Missständen leiden.