Niklas F.

Niklas F.

Pflegefachkraft in einer internistischen Überwachungsstation.
Niklas arbeitet auf einer internistischen Überwachungsstation und ist seit fünf Jahren in der Pflege tätig. Er ist examinierter Gesundheits- und Krankenpfleger und studiert Pflege berufsbegleitend (B.Sc.) an der FH Münster.

Was bereitet Dir an Deinem Beruf am meisten Spaß?

An oberster Stelle steht die Arbeit mit den Menschen. Den Menschen, die von Krankheit betroffen sind, etwas Gutes zu tun, sie zu begleiten, gleichzeitig Leiden zu lindern und natürlich auch pflegerisch-therapeutische Aufgaben zu übernehmen. Und das alles gelingt nur, wenn auch der im Beziehungsaufbau zu den Menschen gelingt. Im Akutkrankenhaus, wo ich arbeite, muss man sich auch mit den Krankheitsbildern, den medizinischen Diagnosen sehr gut auskennen. Meine Arbeit konzentriert sich also auf mehrere Schwerpunkte. Ziel ist es, die Gesundheit der Menschen zu fördern, das ist für mich das, was es am Ende ausmacht.

 

Wie sieht Dein normaler Arbeitsalltag aus und wie lange arbeitest Du?

Also circa siebeneinhalb Stunden geht eine Schicht im Früh- oder Spätdienst. Wir fangen morgens gegen 6:00 Uhr an und arbeiten bis kurz vor zwei. Zwischendurch haben wir – meistens – eine halbe Stunde Pause. Es gelingt nicht immer, diese Pause zu nehmen, da der Arbeitsalltag sehr unterschiedlich, dadurch aber auch sehr abwechslungsreich ist. Man muss sich immer neu auf die Patient:innen und deren Krankheitsgeschichten einstellen und einlassen. Dadurch verläuft nicht jeder Tag so wie der andere. Nachdem wir morgens im Rahmen der Übergabe die wichtigsten Informationen aus der Nacht erhalten haben, starten wir mit der Kontrolle der Medikamente für unsere Patient:innen. Danach überprüfen wir über die Monitoranlage, an die unsere Patient:innen zur Überwachung angeschlossen sind, die Vital-Parameter, bevor wir dann mit der morgendlichen pflegerischen Versorgung beginnen. Dabei bereiten wir diese z. B. zugleich auf Untersuchungen vor, die anstehen. Bei uns speziell finden viele Herzkatheter-Untersuchungen statt. Auf die pflegerische Versorgung folgt meistens im Laufe des Vormittags die Visite durch den Arzt. Im Bereich unserer Station findet jeden Tag eine Oberarzt-Visite. Das ist besonders, da ich auf einer Intermediate Care Station arbeite. Das ist eine Überwachungseinheit für Patient:innen, die kritisch krank sind und einer engmaschigeren Überwachung bedürfen. In allen diesen Arbeitsprozessen sind wir Pflegenden die, die an der Seite der Patient:innen sind. Wir haben somit eigentlich auch immer einen genauen Einblick in ihren Krankheitsverlauf, kennen die Patient:innen ganz intensiv. Darüber hinaus wissen wir aber auch, wie der weitere Behandlungsprozess geplant ist, welche Untersuchungen und Therapien noch anstehen? Auch bei schlechten Nachrichten und schlimmen Diagnosen hören wir zu und sind für unsere Patient:innen da. Wir begleiten Menschen auch in der letzten Lebensphase bis zum Tod. Das gehört auch zu unserem Alltag dazu. Dazu sind 24/7 in der Nähe und zeigen Empathie. Empathi ist das Wichtigste, was man in unserem Beruf mitbringen muss.

 

Welche typischen Interaktionen finden bei Deiner täglichen Arbeit statt?

Die wichtigsten Interaktionen in der Pflege sind die mit den Patient:innen, also die, die in der direkten Patient:innenversorgung entstehen. Jeder Mensch ist unterschiedlich, hat eine eigene Geschichte. Wir Pflegenden müssen uns immer wieder mit großer Offenheit auf die Patient:innen und ihre Geschichten einstellen. Nur so lässt sich ein Zugang zu ihnen herstellen. Dieser ist wichtig, damit die Menschen uns auch vertrauen. Unsere pflegerischen Handlungen finden oftmals in sehr intimen Situationen statt. Diese können von Patient:innen als unangenehm erlebt werden. Dabei achten wir darauf, mit großer Sorgfalt die Intimsphäre zu wahren. Gleichzeitig sind das Aufgaben, die pflege-therapeutisch notwendig sind. Gelingt der Vertrauensaufbau zu den Patient:innen, hat das natürlich positive Auswirkungen auf das Verhältnis zu den Patient:innen und für uns sind diese Aufgaben dann oft auch leichter zu bewältigen.

Wie erfährst Du Wertschätzung am Arbeitsplatz?

Wertschätzung zeigt sich für mich in einem guten pflegerischen Team. Das ist die Basis für gute Arbeitsprozesse, in denen man sich gegenseitig unterstützt, z. B. in Notfallsituationen. Die kommen bei uns auf der Station häufig vor. Aber auch in Situationen, in denen man vielleicht einfach mal einen Ratschlag braucht, sind Kolleg:innen Gold wert. In einem guten Team kann jeder auf jeden zählen kann und auch jeder jeden unterstützen. Wertschätzung erfährt man aber auch in der Zusammenarbeit mit anderen Berufsgruppen im multiprofessionellen Team. Auch da sind das Miteinander und die gegenseitige Wertschätzung von Bedeutung. Besonders wichtig ist aber am Ende auch hier wieder, dass die Patient:innen mit der Arbeit des gesamten Behandlungsteams zufrieden sind. Darüber erhalten wir im Krankenhaus auch viel Wertschätzung.

 

Wie gestaltest Du Deine Freizeit?

Als ich noch in Vollzeit gearbeitet habe, war der Alltag definitiv oft sehr anstrengend. Da bin ich dann zweimal pro Woche joggen gegangen, um Sport als Ausgleich zur Arbeit zu machen. Aber an manchen Tagen ist es aufgrund des anstrengenden Dienstes auch so, dass man keine Lust mehr hat, noch etwas in der Freizeit zu machen. An anderen Tagen klappt das wiederum ganz gut, da man seinen Dienstplan im Vorhinein kennt und durch den Schichtdienst auch anders flexibel ist. So kann man Zeit z. B. im Vormittag anders nutzen. Schwieriger ist es, wenn man Spätdienst hat oder am Wochenende arbeiten muss. Oftmals arbeiten wir zwei Wochenenden im Monat. An den Dienstwochenenden geht man dann nicht groß auf Partys oder zieht mit Freunden los. Das halte ich mich eher zurück. Dann hat natürlich die Arbeit Vorrang. Belastend ist es aber vor allem, wenn man zehn Tagen am Stück arbeiten muss. Das ist dann so unser Turn. Da gerät man schon mal an das Ende seiner Kräfte.

 

Was wünschst Du Dir für Deinen Beruf?

Ja, also ich würde mir wünschen, dass die Pflege in der Gesellschaft mehr Wertschätzung und Anerkennung erfährt, der Druck auf die Krankenhäuser abnimmt, sich die Arbeitsbedingungen für Pflegende verbessern und in der Folge wieder mehr Menschen, diesen Beruf ergreifen wollen. Das ist - glaube ich - das Wichtigste. Mit mehr Personal ist auch die Patient:innenversorgung leichter zu gewährleisten. Abschließend geht es natürlich auch um die Vergütung. Hier ist die Politik gefordert. Von der Gesellschaft erhoffe ich mir aber auch ein anderes Verständnis für unseren Beruf. Jeder kann von Pflege betroffen sein oder mit Pflege zu tun haben. Aufgrund von Krankheit oder Behinderung kann Pflege plötzlich ein bedeutender Bestandteil des eigenen Lebens werden. Die demographischen Entwicklungen, die Zunahme von älteren Menschen und von chronisch-degenerativen Erkrankungen, sollte uns alarmiert sein lassen. Und jetzt ist gerade, ich sage mal, die Grenze erreicht, wo es zu kippen droht. Da reichen keine Lippenbekenntnisse: »Okay, wir wissen, was ihr leistet.« Das sind Maßnahmen dringend notwendig, in der die Gesellschaft anerkennt, dass Pflege wichtig ist – für jeden Einzelnen.

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